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Pfarrkirche Sankt Nikolaus
Eupen - Oberstadt
Die St. Nikolaus-Pfarrkirche in Eupen ist reich an Kunstwerken und nimmt eine Sonderstellung in der kunsthistorischen Entwicklung des Rhein-Maas-Raumes ein.
Geschichte
Eine erste "Capella Sancti Nicolai" in "Oipen" wird in einer Urkunde des Jahres 1213 in den "Annales Rodenses" erwähnt. Von dieser Anlage stammt vermutlich der in unregelmäßigen Bruchsteinen errichtete Südturm. Diese erste Kapelle ist im 14. oder 15 Jh. durch eine gotische Kirche ersetzt worden,wobei der Südturm des 12 Jh. in die neue Anlage übernommen wurde.
Die heutige Kirche entstand in den Jahren 1720-1726 nach Plänen des Laurenz MEFFERDATIS, Architekt der Freien Reichsstadt Aachen.
Sie wurde 1729 konsekriert. Auch er bezog den alten Südturm in die neue Kirche ein. Obwohl zu dieser Zeit fast überall in Europa der Barockstil in voller Blüte stand, lehnt die Kirche sich an Bauformen der Renaissance an.
Die Fassade sowie die beiden Türme wurden 1897-1898 nach Plänen des
Architekten L. von Fiese aus Gelsenkirchen ausgeführt.
Architektur
Das Gotteshaus beherrscht mit seinen Türmen das Bild der Eupener Oberstadt. Nur das Eingangsportal mit seiner Rahmung und das sich darüber befindende Mittelfenster sind in der von Mefferdatis geplanten Ausführung belassen worden.Die Kirche ist eine typische "Hallenkirche" , d.h. die drei Schiffe sind fast gleich hoch und zu einem einzigen Raumgefüge zusammengefasst. Sie besitzt weder Querschiff noch Chorgang. Dieser Bautyp leitet den Druck der Gewölbe über Säulen und Mauerwerk ab, sodass kein Strebewerk erforderlich ist.
Die Kirche ist in Grauwacke errichtet. Sie hat große Rundbogenfenster mit Blausteinfassung. Eins spitzer Dachreiter bekrönt das siebenseitig abschließende Chor. Das Dach ist mit Schiefer gedeckt. Im Inneren zeigt die Kirche ein rundbogiges Kreuzgrippengewölbe, das von vierzehn schmucklosen Rundsäulen getragen wird. Gurt- und Jochbögen der Chorapsis weisen geschmackvolle Stuckverzierungen auf.
Innenausstattung
Die Kirche ist im Barockstil ausgestattet, wobei sich in den verschiedenen Ausstattungsstücken der Aachener und der Lütticher Barock überschneiden.Kostbares Kunstwerk ist der 1740-1744 nach Plänen des Architekten Johann Josef Couven, Aachen, entstandene Hochaltar. Er wurde von dem Lütticher Bildhauer Hubert Hyard geschnitzt. Marmorierung und farbige Fassung stammen von einem weiteren Lütticher Künstler: Jakob Hainaux. Beeindruckend sind vor allem die hervorragenden Statuen der Bekrönungsengel, der Trinität und der heiligen Nikolaus und Lambertus sowie die reich geschnitzte Tabernakelkomposition.
Auch die beiden Nebenaltäre (etwa 1770) sind mit reichem Schnitzwerk ausgestattet, wobei der rechte mit einer Verkündigungsgruppe in der Retabelnische besondere Beachtung verdient. An den vier oberen Säulen, befinden sich so genannte Kapellchen: barocke Statuennischen mit geschmackvollem Dekor; die Statuen sind Arbeiten aus dem
19. Jahrhundert.
Bemerkenswert sind ferner: die 1730 aufgestellte Kanzel,
vier Beichtstühle (1758) mit durchbrochen geschnitztem Bibelaufsatz, die reich dekorierte Wandvertäfelung (1758) im oberen Teil der Seitenschiffe, zwei holzgeschnitzte 2,10m hohe Kandelaber (um 1740), die Orgel mit eindrucksvollem Prospekt (1760-1762) und die einheitlich ausgeführten Kirchenbänke mit den Namen alter Eupener Familien (ab 1730).
Die an den Turmwänden und an den Säulen aufgestellten Statuen der Apostel und Evangelisten, der Immaculata und des Triumphators, alle etwa 1,80m hoch, sind Arbeiten des Kölner Bildhauers Jeremias Geisselbrunn (1595-1660).
Sie entstanden etwa 1640 und wurden 1866 aus dem Inventar der Minoritenkirche in Köln erworben.
An der Fassade vor dem Nordturm stellte man 1852 ein Missionskreuz auf, dessen Christuskopf in Eisenguss dem aus dem 16. Jh. stammenden spätgotischen Kruzifix in der Pfarrkirche zu Baelen nachempfunden wurde.
Zu beachten ist ferner der 1767 entstandene Gitterabschluss zur Straße hin.
Quelle: Faltblatt der Kirche