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 Pfarrkirche Sankt Katharina 

Kettenis

Die Ketteniser Pfarrkirche ist der heiligen Katharina von Alexandria geweiht,

deren Fest am 25. November gefeiert wird.

Das Haupt gekrönt mit der Krone der Märtyrer, in der Hand die Lilie, Zeichen der Reinheit, das Schwert und das zerbrochene Rad an ihrer Seite, so sieht die Heilige von der ersten Säule des südlichen Kirchenschiffes gleichsam auf Chor und Langhaus herab.

Die Lebensgeschichte der hl. Katharina beruht zum großen Teil auf legendären Überlieferungen.

Sie war die einzige Tochter des Königs Costus im ägyptischen Alexandria und lebte zu Beginn des 4. Jahrhunderts.
Katharina war eine außergewöhnliche Schönheit, hochgebildet, und von Haus aus mit unermesslichen Gütern gesegnet.
Ein greiser Einsiedler, der dem achtzehnjährigen Mädchen erklärte, dass Jesus Christus ihr wahrer Bräutigam sei, brach ihren Stolz und stürzte sie in tiefe Nachdenklichkeit. Sie verzichtete auf allen Reichtum und empfing die Taufe.

Bei einem Opferfest zu Ehren der heidnischen Götter zog sie die Bewunderung des Kaisers Maxentius auf sich, aufgrund ihrer außergewöhnlichen Redegewandtheit und ihres Mutes, dem Kaiser vorzuhalten, dass die Heidengötter Abgötter seien, die weder ihm noch anderen helfen könnten.

"Weh' euch Unseligen, die ihr die Bilder anbetet: eure Götter sind nicht bei euch, so ihr sie anrufet in eurer Not, sie kommen euch in der Trübsal nicht zu Hilfe, sie schützen euch nicht in Gefahr".

Sie widerstand allen Lockungen und Versprechen des Kaisers, sie reichlich zu belohnen, wenn sie seinen Göttern opfern würde. Sie aber bewahrte ihre Jungfräulichkeit.

Fünfzig Weisen, aus dem ganzen Lande herbeigerufen, sollten sie in aller Öffentlichkeit der falschen Aussage überführen, konnten aber der Weisheit Katharinas nicht beikommen und bekehrten sich zu Christus.
Darauf wurde der Kaiser zornig, ließ sie foltern und aufs Rad binden und anschließend ohne Nahrung während zwölf Tagen in einen dunklen Kerker werfen.

"Mein Lohn wird sein der Herr Jesus Christus, der eine Hoffnung und Krone ist derer, die für ihn streiten", war ihre Antwort. Die fünfzig Weisen landeten auf dem Scheiterhaufen. Die Kaiserin, von Katharinas Weltweisheit beeindruckt, besuchte sie im Verlies und wurde von ihr zum Christenglauben bekehrt.
Als der Kaiser dies erfuhr, ließ er seine Gemahlin enthaupten.
Katharina aber sprach: "Ich habe von keinem Menschen Speise empfangen, sondern Christus der Herr hat mich durch seinen Engel ernähret.
Er ist mein Gott, mein Geliebter, mein Hirt und mein einziger Bräutigam".

Da alle Drohungen des Kaisers nicht vermochten Katharina dazu zu bewegen, den Götzen zu opfern, ließ Maxentius auch sie enthaupten, etwa um das Jahr 310.

Über die Begräbnisstätte der hl. Katharina ist nichts bekannt. Reliquien sollen später auf dem Berg Sinai gefunden worden sein, dort, wo heute das Katharinen - Kloster steht.
Der Legende zufolge sollen Engel die Gebeine der Märtyrerin nach deren Hinrichtung dorthin getragen haben.

Katharina gehört zu den vierzehn Nothelfern, sie ist die Schutzpatronin der Universitäten und Schulen, der Ehefrauen und Mädchen, der Theologen und Juristen und mehrerer Gewerbetreibender (Schumacher, Wagner, Müller und Buchdrucker).

(Quelle: Festschrift zum 350-jährigen Bestehen der Pfarre St. Katharina Kettenis)

Das Gebäude

Schon sehr früh (XV.Jh.) muss innerhalb des Burggeländes ein Gotteshaus bestanden haben, das jedoch nur einschiffig und wesentlich niedriger gewesen sein muss als das heutige Mittelschiff.

Die Kirche ist ein dreischiffiger Werksteinbau, dem nach Westen der Turm und nach Osten der fünfseitige Chor von der Breite des Mittelschiffes vorgelagert sind. Ihre Innenmaße betragen 26,25 m x 12,80 m. Das Mittelschiff ist wie das Chor gotisch, stark überhöht und hat spitzbogige Arkaden, die auf je vier schweren, runden Steinsäulen ruhen.

Während die Kapitelle mit schlichter Band- und Wulstgliederung und breiter Deckplatte einheitlich sind, weichen die Sockel bei den Stützen des Choreinganges von den übrigen ein wenig ab. Das Mittelschiff zeigt Netzgewölbe auf niedrigen Diensten, die auf Kämpferplatten ruhen. Die Seitenschiffe, ein wenig unregelmäßig wie das ganze Langhaus im Grundriss, haben Kreuzgewölbe, in den Ostjochen Sterngewölbe, die an den Wänden auf spätgotischen Konsolen ruhen. Der Chor weist ein dreijochiges Netzgewölbe mit Längsrippe auf, die mittleren Schlusssteine mit den Figuren des Salvatores (Erlösers), der hl. Katharina und eines Engels, die seitlichen mit Wappenschildern.

Das aus schweren Blausteinquadern gebaute Kirchenschiff wird nach Norden durch drei im oberen Teil zurückgesetzte Pfeiler mit Schieferabdeckung gestützt. Das mächtige Schieferdach ist über die Seitenschiffe herabgezogen.Nach einer Beschwerde der Einwohner darüber, dass sie den Aufruf zur Messe nicht hören, da das Glöcklein zu klein im Turm versteckt sei, wird 1722 ein Dachreiter über dem Chor errichtet und die "klyp" hineingehängt. 1928, gelegentlich einer bedeutenden Reparatur des Kirchendaches, ersetzte man ihn durch den heutigen offenen, barocken Dachreiter. Das heute in ihm hängende Glöckchen wurde 1947, gelegentlich der 300sten Wiederkehr der Selbständigkeit der Pfarre, geweiht und ersetzt das im Kriege 1940-45 requirierte Glöckchen.

Die Seitenschiffe, in einem ganz anderen Stil als das Mittelschiff wurden vermutlich zu Beginn des 16 Jh. dem Hauptschiff angehängt. Die Fensterbank des zweiten Fensters in der Südseite des Langhauses trägt die Jahreszahl 1515. In der Südseite des Chores befindet sich eine Tür, deren mit Ornamenten versehene Bogen die Jahreszahl MDXXIII (1523) getragen haben soll. Die Beschriftung ist heute arg verwittert, so dass diese Zahl nicht mehr lesbar ist.
Das Langhaus hatte ursprünglich nur drei Achsen Rundbogenfenster, deren teilweise profilierte Rahmen wahrscheinlich von den früheren gotischen Fenstern des Mittelschiffes stammen. Am 23. Februar 1772 wird beschlossen, zwei neue Fenster zu brechen: eines rechts von dem damals noch nach Westen gelegenen Eingang, das andere links von der Orgel. Die Gewände dieser Fenster wurden denjenigen der übrigen Fenster angeglichen. Die Bezahlung erfolgte aus dem Ertrag des Katharinenbusches.

Das vorhandene Portal stammt aus dem Jahr 1842.

Als im Jahre 1834 der heute noch vorhandene Belag in quadratischen Blausteinplatten im Chor und in den Kirchenschiffen verlegt wurde, mussten die bis dann teilweise als Belag dienenden Grabsteine aus dem Langhaus entfernt werden. Auf dem Gottesacker fanden sie ihren Platz, bis sie, gelegentlich der Vergrößerung des Friedhofs 1879, unter den Hammer kamen. Nur zwei Grabsteine früherer Priester, deren Aufschrift durch die Witterung gänzlich unlesbar geworden ist, haben die Zeit überdauert. Sie liegen am Fuße des Missionskreuzes, rechts vom Portal, neben den Grabsteinen ihrer Nachfolger Steinfelt, Wieland und Saur.

Die Lourdesgrotte links vom Portal wurde im Jahre 1990 errichtet.

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Die Innenausstattung

Die heutige Kirche hat nichts mehr von ihrer ursprünglichen Inneneinrichtung. In den Jahren 1490 und 1497 werden ein Marien- und Katharinenaltar erwähnt.

Der heutige Hochaltar wurde vermutlich nach Plänen des Aachener Stadtarchitekten J. Couven gebaut, der einige Jahre zuvor den Hochaltar von St. Nikolaus in Eupen entwarf. Der schöne barocke Hochaltar aus Holz zeigt zwischen drei Säulen zu jeder Seite eine Bildnische mit einer guten Darstellung der Enthauptung der hl. Katharina.

Die Säulenbasen des Umbaus weisen die Evangelistenbilder in Reliefausführung auf.


Der den großen Altarbogen überragende Aufbau zeigt den hl. Geist im Strahlenglanz, umgeben von Putten. Auf der Vorderseite des Expositoriums mit seitlichen Voluten befindet sich ein Relief der Opferung Isaaks.

Das kostbar geschnitzte Antependium stammt aus der St. Jakobuskirche in Aachen und war dort an einem Couven-Altar 1729 angebracht, der 1888 abgebrochen wurde. Dieses Antependium ist kein Werk Couvens, sondern wurde von ihm aus älterem Zusammenhang in seine Altarschöpfung übernommen. Horizontale und vertikale Akanthusfriese teilen die Vorsatztafel in verschiedene Einzelfelder. In der Mitte der oberen Frieszone ist ein Christusmedaillon untergebracht, darunter geschnitzte Stoffdrapierung und grosser Lorbeerkranz. Letzterer umschließt die Darstellung eines Heiligen in Mönchsgewand, Sonne mit Engel, Erdkugel, Krone, Rosenkranz und Pilgerstab. Das sind die Attribute des hl. Jodokus, der in St. Jakobus, Aachen, sehr verehrt wird.
Die heutige Marmorierung des Hochaltares geht auf den Maler H. With aus Aachen zurück, der dieselbe 1885 ausführte.

An der Nordwand des Chores steht ein schlicht dekoriertes spätgotisches Sakramentshäuschen (Vorlaüfer des heutigen Tabernakels) auf polygonaler, im unteren Teil gedrehter Säule. Um die Nische lesen wir die Inschrift: ECCE PANIS ANGELORUM MARIA ANNA SA. CATHARINA.
Über dem Sakramentshäuschen befindet sich eine barocke Muschelnische in Blaustein mit Fruchtgehängen und seitlichen Voluten. In ihr hat eine 90 cm hohe Holzstatue der hl. Barbara vom Anfang des 16 Jh. ihren Platz gefunden.
Auf der gegenüberliegenden Seite beherbergt eine etwas einfachere Holznische eine etwa gleichgroße Holzstatue der hl. Katharina.

Im Jahre 1840 erhielten die Chorwände eine Täfelung aus schönem Eichenholz bis zur Fensterhöhe. Bei der Ausmalung der Kirche 1953 wurde sie goldglasiert. Die Ausmalung der Jahre 1953 und 1972 wurden im Übrigen durch die hiesigen Anstreichermeister ausgeführt.

Auf der Vorderansicht des schweren Bogens, der das Chor vom Kirchenschiff trennt, ist ein auf Leinen verfertigtes Ölbild des Malers Breuer, Eupen, aus dem Jahre 1921 zu sehen. Es zeigt eine sitzende Madonna mit Kind und Spruchband: "O Maria unsere Mittlerin - Empfiehl uns deinem Sohne". In der Mitte das Triumphkreuz aus dem Jahre 1900.
Die innerhalb des Langhauses, seitlich des Chores aufgestellten Nebenaltäre stammen aus dem Beginn
des 19. Jh. Der auf der Südseite sich befindende Anna-Altar, in einfacher Ausführung mit je einer Säule aussen, zeigt ein vorgezogenes Expositorium und zwischen den Säulen ein Ölgemälde der hl. Anna.

Der nach Norden gelegene Marien-Altar ist der Himmelskönigin geweiht.

Die schlichte Holzkanzel mit Eckvoluten am polygonalen Stuhl ist eine Arbeit des 18. Jh. Sie weist auf dem Schalldeckel eine Statue des hl. Michael im Kampfe mit dem Drachen auf.

Die Beichtstühle in Eiche aus dem Jahre 1879 entwarf und baute Meister Breuer aus Aachen.

Die jetzigen Kreuzwegstationen wurden am Palmsonntag des Jahres 1898 gesegnet; sie ersetzen diejenigen aus dem Jahre 1857.

Im unteren Teil der Kirche steht gegen die Wand eine Pieta.

Im Mittelgang hängt ein zweireihiger barocker Kronleuchter in Messing, eine Arbeit aus dem 18. Jh.

In der Eingangshalle in spitzbogigen Oberlichtern befindet sich rechts über dem Eingang zur Kirche ein aus dem Jahre 1843 stammendes Glasgemälde der hl. Katharina und links über dem Tor der Taufkapelle ein solches aus dem 18. Jh. mit der Darstellung der Taufe Christi durch Johannes. Das Eisentor, das heute die Taufkapelle abschließt, stammt von der Rochuskapelle auf der Hochstrasse. Der sich hier befindende Altar wurde 1903 von A. Rosenstein in Eupen verfertigt. In der Kapelle ist ein Taufbecken in Messing aus dem Jahre 1843, wie dies in seinem Deckel graviert ist. Es hat die Form eines Kelches mit polygonalem Fuß.

Zur Geschichte der heutigen Fenster ist Folgendes zu sagen:
Gelegentlich des goldenen Priesterjubiläums des Pfarres Heinrich Saur im Jahr 1934 schenkten die Gläubigen der Kirche die Fenster mit den Bildnissen des hl. Heinrich und der hl. Elisabeth. Im darauffolgenden Jahr stiftete der Goldjubilar als Ausdruck seines Dankes gegenüber Gott und seinen Pfarrangehörigen die Fenster mit den Bildern der hl. Cäcilia und des hl. Sebastian. Das Fenster mit der Darstellung der Königin des hl. Rosenkranzes ist ein Geschenk der Frauen und Jungfrauen der Pfarre, und das Bildnis des hl. Isidor ein solches der "Landwirtschaftlichen Jugendvereinigung". Beide wurden im Jahre 1936 beschafft. Auf der Orgelbühne zur Nordseite ein Fenster mit dem Bilde der hl. Anna und zur Südseite eines mit dem hl. Antonius von Padua.

Wer die erste Orgel baute, ist nicht bekannt.
Am 20. Dezember 1964 weihte Dechant Ledur aus Eupen unter Pfarrer Pirenne die jetzige Orgel mit 20 klingenden Registern und 1356 Pfeifen ein.

( Quelle: Auszug aus "Geschichtliches Eupen" Band X, 1976)

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